Hooray, 20 Jahre DYNAMITE!
Ich weiß nicht mehr genau, was ich am 1. April 1994 gemacht habe. Außer bestimmt den ein oder anderen mehr oder weniger schlechten Aprilscherz. Ich war zwölf Jahre alt, ungeachtet meiner Pilzkopffrisur glücklich verliebt – und hatte von der großen, weiten Welt des Rock’n’Rolls trotz Elvis- Kassetten keinerlei Ahnung.
Aber ich weiß, was Andy Widder an diesem Tag getan hat: Er hielt die erste Ausgabe des DYNAMITE in den Händen und war mit Sicherheit nicht nur stolz wie der Rest des Teams, sondern auch verärgert, weil ein Viertel der Auflage wegen Transportschäden in die Tonne wandern musste. Mit der Arbeit begonnen hatten die Initiatoren um Andy aber natürlich bereits Wochen und Monate vorher, um schließlich das zweifarbig gedruckte, 48 Seiten umfassende Resultat in den Händen halten zu können.
„Ja, nun ist es so weit: Das erste Heft steht und irgendjemand muss am Anfang irgendetwas dazu sagen – warum, wieso und weshalb. Warum DYNAMITE? Wieso ein Rock’n’Roll-Musikmagazin und weshalb denn überhaupt dieser Aufwand? Diese nette Aufgabe ist mir zugefallen“, leitete Andy das damalige, erste Editorial ein. Seine Antwort: Weil die Szene ein thematisch breit aufgestelltes Informationsmedium braucht, das sich sowohl den Altstars als auch dem musikalischen Nachwuchs widmet. Seitdem hat sich viel getan; nicht nur die Welt des Rock’n’Rolls hat sich weitergedreht, auch das DYNAMITE hat über zwei Dekaden eine Reihe von Veränderungen durchgemacht, von denen das Andocken im neuen Heimathafen Huber Verlag vor rund sieben Jahren nur eine Station unter vielen war. Schließlich schreibt Andy noch immer fürs Heft und auch 2014 findet das Finale unseres Pin-up-Contests auf dem Walldorf Weekender statt, dessen Planungsstrippen bei ihm zusammenlaufen.
Allerdings ist es bestimmt ein Zeichen, dass ausgerechnet Bela B., den wir anlässlich seines neuen Solo-Albums zum Gespräch baten, bereits Heft Nummer 51 und damit die erste Ausgabe aus Huberhausen zierte. Ein Zeichen, das wir momentan noch nicht deuten können – aus Zeitgründen, versteht sich. 20 Jahre später wird Andys damalige Aussage durch 87 gedruckte DYNAMITE-Ausgaben gestützt. Ihr selbst, unsere Leser, habt sein Sinnieren über die Sinnfrage überflüssig gemacht, indem ihr bereit wart, einen Teil eurer Taler durch den Kauf einer der 87 vorausgegangenen oder eben dieser Jubiläumsnummer auszugeben. Und damit gezeigt, dass ein Heft wie unseres und eures alles andere als überflüssig ist. Für dieses Vertrauen und für die Treue der großen Zahl regelmäßiger Leser und Abonnenten möchten wir uns an dieser Stelle bedanken.
Und wie könnten wir das besser als mit einer extrafetten Breitseite Rock’n’Roll, die wir angenehm temperiert auf 148 Seiten servieren, und einer schicken Tour mit drei hervorragenden Kapellen? Heute versteht sich das DYNAMITE als Forum und Sprachrohr dieser einen Subkultur, in der sich alles um ehrliche, handgemachte Musik dreht: Von Rockabilly bis Psychobilly, Country bis Americana, Ska bis Early Reggae, Surf bis Garage und Rhythm’n’Blues bis Soul. Im Bewusstsein, dass der letzte Fehler immer im Heft bleibt, hoffen wir vor allem, dass ihr die Liebe und Leidenschaft, die alle festen und freien Mitarbeiter in jede Ausgabe stecken, weiterhin genauso schätzt wie die Musik, für die wir alle brennen.
„Heute soll das Ding hier in Druck gehen und es ist schon kurz vor Sonnenaufgang“ – auch das schrieb Andy im ersten Editorial. Manche Sachen ändern sich wahrscheinlich nie. Und das ist auch gut so. Wir bleiben uns treu, wenn ihr uns treu bleibt, und sehen uns draußen, in der großen, weiten Welt des Rock’n’Rolls – und auf unserer Road Explosion Tour.
